Einblicke in meine Sichtweise

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Ich freue  mich sehr, wenn Sie mir dort Ihre Gedanken mitteilen und wir uns austauschen!

Mär 22

Der Wert der Basics

Ich habe nie Tennisspielen gelernt. Möglicherweise probiere ich das noch einmal aus. Wenn ich dann meine erste Stunde hätte - wie würde die sich wohl gestalten?

1. Szenario: Die Trainerin drückt mir einen Schläger in die Hand und schickt mich direkt ins Finale am Rothenbaum.

Mögliche Gedanken nach dem Match: Ich war richtig schlecht und hab null Talent. Kein Bedarf an einer weiteren Stunde.

Vielleicht bin ich ein bisschen stolz, dass ich es immerhin versucht habe, und wer kann schon sagen, dass er auf dem Rothenbaum gespielt hat?

Fakten zum 1. Szenario: Ich habe gar kein Tennis gespielt. Nur weil ich mit dem Schläger auf einem Tennisplatz stehe, heißt das nicht, dass ich Tennis spielen kann oder gespielt habe. Ich kann also höchsten sagen, dass ich mit dem Schläger in der Hand auf dem Platz gestanden hab. Ich habe überhaupt keine Ahnung vom Tennisspielen.

2. Szenario: Der Trainer erklärt mir, wie meine Körperhaltung sein sollte, wie ich den Schläger halte, wann ich mich wie auf dem Platz bewege, Vorhand, Rückhand...

Mögliche Gedanken nach den ersten Stunden: ich hab noch immer nicht "richtig" Tennis gespielt. Wann geht es mal um Punkte? Ich muss dem Trainer sagen, dass es schneller gehen muss. Vielleicht brauche ich andere Klamotten, einen anderen Schläger ... oder auch direkt eine andere Trainerin.

Fakten zum 2. Szenario: Ich bin auf dem Weg, Tennisspielen zu lernen. Nach ein paar Stunden, denke ich über Vieles nicht mehr nach sondern kann direkt darauf aufbauen. Und wenn es mir doch wieder entgleitet, erinnert mich die Trainerin an die Basics.

Ohne die Basics geht es nirgends. Sport, Architektur, Motorsport, Kunst ... in der Arbeitswelt ebenso.

Die Natur macht es vor: erst der Baum, dann die Frucht, erst der Strauch, dann die Blüte ...

Meditieren im Gehen, Liegen, Stehen oder Sitzen sind alles Übungsformen, um Achtsamkeit zu kultivieren, wachsen zu lassen. Ein bisschen wie das Lernen von Vor- und Rückhand. Aber Meditation ist deswegen nicht automatisch Achtsamkeit. 

Auch Gedankenstille ist nicht Achtsamkeit. Achtsamkeit ist vielmehr der konstruktive Umgang mit Gedanken. 

Gedankenstille als Ziel wäre vergleichbar mit dem Ziel, dass mir beim Tennis keine Bälle zugespielt werden. 

Dann stünde ich auf dem Platz und hab meine Ruhe. So läufts aber weder beim Tennis noch im Leben.

Das Ziel ist vielmehr, der Umgang mit diesen Bällen. Wie kann es gelingen, die Bälle zu retournieren, ohne dass ich mir die Muskeln zerre oder komplett außer Atem bin? Wie kann es gelingen, dass ich Vor- und Rückhand gelassen aber doch mit dem nötigen Drive spiele?

Diese Ruhe oder Gelassenheit ist notwendig, um sehen zu können, dass ein Ball kommt und wo er wie hingespielt wird. Durch das Training im Vorfeld weiß ich sofort, wie ich den Ball zurück spielen kann. Und je mehr ich die Basics verinnerlicht habe, desto weniger muss ich darüber nachdenken, welche Reaktion angebracht wäre.

Zu den Basics eines Achtsamkeitstrainings zählen:

  • die Schulung der Wahrnehmungskanäle,
  • die Wahrnehmung, dass/wie ich das Wahrgenommene beurteile und
  • was dieses Urteilen mit mir macht (es geht nicht darum, das Urteilen komplett auszuknipsen).
  • Damit ich beim genauen Hinschauen / -spüren körperlich nicht verkrampfe, gehört eine gute Körperhaltung auch zu den Basics.
  • Das Spüren in den Körper, kann ich direkt auch zu einer Wahrnehmungsübung machen.
  • Und wenn ich spüren, dass meinem Körper etwas nicht gut tut, darf ich mir freundlich und interessiert über die Schulter schauen: wie gehe ich jetzt wohl damit um? Und
  • was macht dieser Umgang wiederum mit mir?
  • Und bei all dem, was ich da gerade beschrieben habe, gehört es natürlich zu den Basics, einmal einen Schritt zurücktreten zu können und Innezuhalten, um dann mit frischem Blick weitermachen zu können.

Es mag nicht sexy sein, mit Grundlagen zu starten. Fühlt sich vielleicht ein bisschen an, wie die Ereigniskarte beim Monopoly "Gehe in das Gefängnis, begib dich direkt dorthin, ziehe nicht DM 4.000 ein. (jupp, Ausgabe aus den 80ern)". Man möchte gerade loslegen und fühlt sich  möglicherweise ausgebremst.

Wenn der oder die AchtsamkeitstrainerIn trotzdem kleinschrittig mit den Basics startet, wissen Sie: sie oder er nimmt Sie mit Ihrem Anliegen ernst. Die Basics garantieren ein Fundament, auf das Sie auch ohne TrainerIn immer bauen können. 

Achtsamkeit ist eine Basiskompetenz. Wie Laufen. Ob Sie damit Spazieren gehen oder ins nächste Meeting und dort Ihre Frau oder Ihren Mann stehen. Oder joggen, oder vielleicht auch Tennis auf dem Rothenbaum spielen. Egal, wie gut man in was auch immer ist, es ist die saubere Basis, die einen Unterschied macht

Achtsamkeit selbst löst keine Probleme, Achtsamkeit selbst macht nichts. Aber ein Achtsamkeitstraining kann zu einer Haltung führen, die einen Einfluss auf das hat, was Sie machen, tun, sagen oder auch lassen.

Apr 22

Die Herausforderung mit den wunderbaren Nebenwirkungen 

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